Archive …wie eine Verlängerung der Erinnerung …

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“Freiwillige Ausreise” ist Unwort des Jahres

Vielleicht habt ihr es schon wo anders gelesen, aber hier auch nochmal unser Hinweis: “Freiwillige Ausreise” ist zum Unwort des Jahres 2006 gewählt worden. Nicht nur wir, auch Pro Asyl findet das richtig. Aus der Begründung der Jury:

“Freiwillige Ausreise” ist nach Meinung der Unwort-Jury eins der leider zahlreichen Unwörter im Zusammenhang mit der Behandlung von Asylbewerbern (z.B. die Unwörter von 1992 bzw. 2002 aufenthaltsbeendende Maßnahmen im Grundgesetz Art. 16a und Ausreisezentrum für Abschiebehaftanstalten oder die Behördenformulierung kindgerechte Abschiebung). “Freiwillige Ausreise” meint in Abgrenzung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangsmaßnahmen beinhaltet, die Konsequenz aus der “intensiven Beratung” abgelehnter Asylbewerber in den sog. Ausreisezentren, die Bundesrepublik doch lieber von selbst wieder zu verlassen. Die Freiwilligkeit einer solchen Ausreise darf in vielen Fällen bezweifelt werden.

Was in der Begründung schon anklingt, aber nochmal hervorgehoben werden soll: Erstaunlich viele Unwörter sind Wörter, mit denen gegen Ausländer gehetzt wird. Nach “ausländerfrei”, “durchrasste Gesellschaft“, “auf-/abklatschen”, “aufenthaltsbeendende Maßnahme”, “Überfremdung”, “national-befreite Zone”, “Ausreisezentren“, “Begrüßungszentren” nun also die “freiwillige Ausreise”. Viele dieser Wörter stammen aus den 90er Jahren, und sie wurden von Politikern, normalen Durchschnittsrassisten und mordlüsternden Neonazis verwendet, um die faktische Abschaffung des Asylrechts vorzubereiten und zu begleiten. Dass solche Worte aber immer noch benutzt werden, zeigt, dass sich der offene Rassismus der 90er Jahre bis in die Gegenwart fortsetzt.