Wir möchten an dieser Stellen Wegmarken unserer Recherchen und auch Fehler, die wir gemacht haben, beschreiben, Recherchemittel veröffentlichen und Dokumente zugänglich machen, die ansonsten schwer oder gar nicht zu finden sind. Weitere nützliche Dokumente finden sich in der Kategorie Links.
Einer unserer ersten Schritte bestand darin, ein Flugblatt zu verfassen, in dem wir unsere Motivation darstellen und dieses in sieben Sprachen zu übersetzen. Der Prozess der Übersetzung und Diskussion des Flugblattes brachte uns bereits mit einigen Betroffenen und Unterstützern in Kontakt und regte unter diesen bereits eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Thema an.
Es gab allerdings die Kritik an dem Flugblatt, es suggeriere, dass wir in konkreten Auseinandersetzungen um Lohn und Aufenthaltsrechte intervenieren könnten, was eine falsche Versprechung sei. Deshalb haben wir diese Flugblätter nicht großflächig gestreut, sondern eher als Visitenkarte gegenüber anderen politischen Gruppen verwendet, mit denen wir in Kontakt traten. Wir haben andererseits die Erfahrung gemacht, dass viele Unterstützergruppen durch diese politischen Bekenntnisse etwas abgeschreckt waren.
Nun versuchten wir, Interviewpartner zu finden. Jörg Alt vom katholischen Forum Illegalität hat Tips für Journalisten verfasst, wie man in Kontakt zu Illegalisierten treten kann und was dabei zu beachten ist. Diese können wir bestätigen. Zunächst haben wir unser Vorhaben gegenüber antirassistischen Inititiven und gewerkschaftlichen Akteuren, später auch gegenüber anderen Unterstützergruppen kommuniziert. Hierbei war das “Adressbuch Flüchtlingsberatungsstellen in Deutschland 2003/2004” hilfreich, das demnächst aktualisiert erscheint. Eine Organisation gab uns eine noch ausführlichere Liste von Beratungsstellen, Unterstützergruppen und Unterkünften, sprach sich jedoch gegen eine Veröffentlichung dieser aus. Wer Anlaufpunkte in Baden Württemberg sucht, kann gerne mit uns in Kontakt treten.
Erfolg hatten wir auch mit dem etwas verwegenen Versuch, Menschen anzurufen, die in Supermärkten oder sonstwo per Aushang ihre Dienste bei Haushalts- und Gartenarbeit etc. anboten. Diese Methode hatte den Vorteil, das wir mit Menschen in Kontakt kamen, die zuvor auf keine (deutschen) Unterstützungsangebote zurückgriffen und entsprechend oft eine ganz andere Perspektive hatten, als wir das gewohnt waren. Allerdings ist diese Methode auch problematisch, da sie letzlich von Ermittlungsbehörden ebenso angewandt werden könnte.
Für die Interviews mit den Betroffenen haben wir uns meist zunächst an öffentlichen Orten getroffen, manchmal auch bei ihnen zuhause. Wir haben nach den ersten Interviews einen Leitfaden für diese erstellt. Der Interviewleitfaden war stark auf die Arbeitsbedingungen ausgerichtet und orientierte sich zu stark an sog. “Normalarbeitsverhältnissen”. Er war nur dazu gut, das Gespräch am Laufen zu halten. In der Praxis sind bereits die Probleme von Menschen mit Duldung oder Aufenthaltserlaubnis so komplex und die Situationen so spezifisch, dass sich ein eigenständiger Gesprächsverlauf ergibt. Hauptsorge unserer GesprächspartnerInnen war fast immer ihr rechtlicher Status, damit verbundene Perspektivlosigkeit oder verschiedene Formen der Armut, nicht die konkreten, komplexen und fluiden Arbeitsbedingungen gemessen am Normalarbeitsverhältnis. Eine Außnahme hierbei stellten jedoch Au-Pairs dar, weil ihr Aufenthalt gesichert, ihr Arbeitsverhältnis simpel und vertraglich festgelegt ist und sich die entsprechenden Abweichungen deshalb auch klar benennen lassen.
Um uns dem Thema Arbeitsausbeutung von MigrantInnen aus gewerkschaftlicher und wissenschaftlicher Sicht zu nähern, haben wir am 15.10.2007 zusammen mit attac Tübingen und dem Rosa-Luxemburg-Forum Baden-Württemberg Norbert Cyrus vom IMIS und den migrationspolitischen Sprecher des DGB-Bezirks Baden-Württemberg eingeladen, um über den “Umgang mit illegalisierten MigrantInnen zwischen Abwehr und Ausbeutung” zu referieren und diskutieren. Eine Niederschrift der Veranstaltung findet sich hier.